Gesetzliche Grundlagen und Vorschriften

In Deutschland unterliegen E-Scooter, die im öffentlichen Straßenverkehr genutzt werden, der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV). Diese Verordnung legt fest, dass E-Scooter eine bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h nicht überschreiten dürfen. Es gibt allerdings eine Toleranz von 10% die der Gesetzgeber gestattet. Diese Regelung dient der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.

Bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit

Gemäß § 1 Abs. 1 eKFV dürfen Elektrokleinstfahrzeuge, zu denen auch E-Scooter gehören, eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h nicht überschreiten. Eine höhere Geschwindigkeit würde das Fahrzeug in eine andere Fahrzeugklasse einordnen, was zusätzliche Anforderungen wie eine Fahrerlaubnis und stärkere Sicherheitsvorkehrungen nach sich ziehen würde.

Betriebserlaubnis

E-Scooter benötigen eine Betriebserlaubnis, um im öffentlichen Straßenverkehr genutzt werden zu dürfen. Diese Betriebserlaubnis wird nur erteilt, wenn das Fahrzeug den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Jegliche Veränderung, die die ursprünglichen Spezifikationen des E-Scooters beeinflusst, kann zum Erlöschen der Betriebserlaubnis führen. Ohne diese Erlaubnis ist das Fahren des E-Scooters illegal.

Technisches Tuning und dessen Folgen

Technisches Tuning umfasst verschiedene Maßnahmen, um die Leistung eines E-Scooters zu erhöhen. Dazu gehören Chiptuning, der Einsatz spezieller Apps oder der Austausch des Motors. Diese Modifikationen zielen meist darauf ab, die Geschwindigkeitsbegrenzung zu umgehen und den E-Scooter schneller zu machen.

Chiptuning und Apps

Chiptuning und der Einsatz spezieller Apps sind gängige Methoden, um die Leistung eines E-Scooters zu steigern. Durch diese Maßnahmen kann die elektronische Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit umgangen werden. Beispielsweise können durch Softwaremanipulationen die Geschwindigkeitsbeschränkungen aufgehoben werden. Dies führt jedoch dazu, dass der E-Scooter die gesetzlichen Vorgaben nicht mehr erfüllt und die Betriebserlaubnis erlischt.

Austausch des Motors

Ein weiterer Weg, die Leistung zu steigern, ist der Austausch des Motors. Ein leistungsstärkerer Motor kann den E-Scooter schneller und kraftvoller machen. Auch hier gilt: Diese Modifikation führt zum Verlust der Betriebserlaubnis und ist daher illegal. Ein solcher Umbau kann zudem erhebliche Sicherheitsrisiken bergen, da der Rahmen und die Bremsen des E-Scooters möglicherweise nicht für die höhere Leistung ausgelegt sind.

Mögliche Sanktionen und Strafen

Wer mit einem getunten E-Scooter erwischt wird, muss mit verschiedenen Sanktionen rechnen. Diese reichen von Bußgeldern bis hin zu Freiheitsstrafen, je nach Schwere des Verstoßes.

Bußgelder

Für kleinere Verstöße wie nicht ordnungsgemäße Bremsen, Klingeln oder Beleuchtungen können Verwarnungsgelder zwischen 10 und 20 Euro verhängt werden. Werden größere Modifikationen festgestellt, steigt das Bußgeld erheblich an. Beispielsweise kann ein nicht genehmigter Motorwechsel zu einer Geldstrafe von bis zu 70 Euro führen.

Nutzung ohne Betriebserlaubnis

Wer einen E-Scooter ohne gültige Betriebserlaubnis fährt, muss mit einem Bußgeld von 70 Euro rechnen. Dieses Bußgeld kann durch die zuständigen Behörden verhängt werden und stellt eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Zudem wird die Weiterfahrt mit dem getunten E-Scooter untersagt, was zusätzliche Unannehmlichkeiten mit sich bringt.

Verlust des Versicherungsschutzes

Durch das Tuning erlischt der Versicherungsschutz. Ohne diesen Schutz ist das Fahren im öffentlichen Straßenverkehr nicht nur illegal, sondern auch extrem riskant. Werden Sie ohne Versicherungsschutz erwischt, handelt es sich um eine Straftat, die mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet werden kann. Im Falle eines Unfalls können die finanziellen Folgen für Schäden und Verletzungen sehr hoch sein.

Fahren ohne Fahrerlaubnis

Sollte durch das Tuning eine Geschwindigkeit erreicht werden, die eine Fahrerlaubnis erforderlich macht, und Sie diese nicht besitzen, begehen Sie ebenfalls eine Straftat. Dies kann zu einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr führen. Ein solcher Verstoß wird besonders hart geahndet, da das Risiko für Unfälle mit hohen Geschwindigkeiten erheblich steigt.

Risiken des E-Scooter-Tunings

Das Tuning von E-Scootern birgt zahlreiche Risiken, die sowohl die eigene Sicherheit als auch die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer gefährden können.

Sicherheitsrisiken

Durch das Tuning kann die Stabilität des E-Scooters beeinträchtigt werden. Höhere Geschwindigkeiten erfordern stärkere Bremsen und eine stabilere Bauweise, die bei vielen E-Scootern nicht gegeben ist. Dies kann zu gefährlichen Unfällen führen. Ein Beispiel wäre ein E-Scooter, dessen Bremsen nicht für die höhere Geschwindigkeit ausgelegt sind und daher bei einer Notbremsung versagen könnten.

Technische Mängel

Nicht fachmännisch durchgeführtes Tuning kann zu technischen Mängeln führen. Beispielsweise können Motoren überhitzen oder Elektroniksysteme ausfallen. Diese Mängel erhöhen das Unfallrisiko erheblich. Eine Überhitzung des Motors kann zum Beispiel dazu führen, dass der E-Scooter während der Fahrt plötzlich ausfällt, was in gefährlichen Situationen enden kann.

Verlust der Garantie

Hersteller garantieren die Sicherheit und Funktionalität ihrer Produkte nur im Originalzustand. Durch Tuning erlischt in der Regel die Herstellergarantie, was im Falle von Defekten zu hohen Reparaturkosten führen kann. Wenn ein getunter E-Scooter aufgrund eines Defekts zur Reparatur eingeschickt wird, wird der Hersteller wahrscheinlich jegliche Garantieansprüche ablehnen, da das Fahrzeug verändert wurde.

Pro und Kontra des E-Scooter-Tunings

Obwohl das Tuning von E-Scootern illegal ist, gibt es dennoch Argumente, die sowohl für als auch gegen das Tuning sprechen.

Vorteile des Tunings

• Höhere Geschwindigkeit: Getunte E-Scooter können deutlich schneller fahren, was vor allem auf längeren Strecken Zeit sparen kann. Für Pendler, die täglich eine längere Strecke zurücklegen müssen, könnte dies theoretisch von Vorteil sein.
• Individuelle Anpassungen: Durch Tuning kann der E-Scooter an die persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben angepasst werden. Beispielsweise könnte jemand, der in einer hügeligen Stadt lebt, den Motor seines E-Scooters verstärken, um Steigungen leichter zu bewältigen.
• Mehr Leistung: Ein stärkerer Motor kann auch bei Steigungen und unebenem Gelände eine bessere Performance bieten. Dies könnte nützlich sein für Personen, die den E-Scooter auf anspruchsvollerem Terrain nutzen möchten.

Nachteile des Tunings

• Rechtliche Konsequenzen: Die gesetzlichen Strafen und Sanktionen sind erheblich und können schwerwiegende Folgen haben. Ein Verstoß kann nicht nur zu hohen Bußgeldern führen, sondern auch zu strafrechtlichen Konsequenzen.
• Sicherheitsrisiken: Höhere Geschwindigkeiten und nicht zertifizierte Bauteile können die Sicherheit massiv beeinträchtigen. Ein getunter E-Scooter könnte beispielsweise bei höheren Geschwindigkeiten instabil werden und zu schweren Unfällen führen.
• Versicherungsschutz: Der Verlust des Versicherungsschutzes kann im Schadensfall zu enormen finanziellen Belastungen führen. Ohne Versicherung müssen Sie im Falle eines Unfalls alle Kosten selbst tragen, was schnell sehr teuer werden kann.
• Garantieverlust: Hersteller garantieren die Funktionalität und Sicherheit ihrer Produkte nur im Originalzustand. Durch Tuning erlischt in der Regel die Garantie, was im Falle eines Defekts zu hohen Reparaturkosten führen kann.

Optisches Tuning: Was ist erlaubt?

Während technisches Tuning streng reguliert ist, gibt es beim optischen Tuning mehr Spielraum. Veränderungen, die lediglich das Aussehen betreffen und die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigen, sind in der Regel erlaubt.

Erlaubte Veränderungen

• Lackierungen und Folierungen: Eine neue Farbe oder auffällige Designs sind erlaubt, solange sie die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigen. Sie können beispielsweise Ihren E-Scooter in einer auffälligen Farbe lackieren oder mit speziellen Folien bekleben, um ihm ein individuelles Aussehen zu verleihen.
• Austausch von Griffen: Komfortablere oder ergonomischere Griffe können ohne Probleme ausgetauscht werden. Solange diese keine sicherheitsrelevanten Teile wie Bremsen oder Beleuchtung beeinflussen, sind solche Anpassungen zulässig.
• Anbringen von Halterungen: Halterungen für Smartphones oder Taschen können montiert werden, sofern sie die Bedienbarkeit und Sicht nicht einschränken. Diese Anpassungen können den Komfort und die Nutzbarkeit Ihres E-Scooters verbessern, ohne die Betriebserlaubnis zu gefährden.

Sicherere Alternative: ABE E-Scooter fahren und kaufen

Anstatt riskantes und illegales Tuning durchzuführen, gibt es eine sicherere und gesetzeskonforme Alternative: der Kauf und das Fahren von E-Scootern mit Allgemeiner Betriebserlaubnis (ABE).

Vorteile von ABE-E-Scootern

• Rechtliche Sicherheit: E-Scooter mit ABE erfüllen alle gesetzlichen Anforderungen und können ohne rechtliche Bedenken im öffentlichen Straßenverkehr genutzt werden. Sie müssen sich keine Sorgen über Bußgelder oder strafrechtliche Konsequenzen machen.
• Versicherungsschutz: ABE-E-Scooter sind versicherbar, wodurch im Schadensfall keine finanziellen Risiken entstehen. Im Falle eines Unfalls sind Sie abgesichert und müssen nicht für hohe Schadensersatzforderungen aufkommen.
• Garantie und Service: Beim Kauf eines ABE-E-Scooters bleibt die Herstellergarantie erhalten, und bei Problemen kann auf den Service des Herstellers zurückgegriffen werden. Dies bedeutet, dass Sie im Falle von Defekten oder Problemen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können.
• Sicherheit: Diese E-Scooter sind so konstruiert, dass sie sicher und stabil im Straßenverkehr bewegt werden können. Die Komponenten sind geprüft und zertifiziert, was das Risiko technischer Probleme und Unfälle erheblich reduziert.

Beispiel: Der sichere Kauf eines ABE-E-Scooters

Nehmen wir an, Sie entscheiden sich für den Kauf eines E-Scooters mit ABE. Sie besuchen einen Fachhändler, der Ihnen eine Auswahl an Modellen anbietet, die alle den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Der Händler berät Sie hinsichtlich der besten Optionen für Ihre Bedürfnisse, und Sie entscheiden sich für ein Modell, das nicht nur stilvoll aussieht, sondern auch sicher und zuverlässig ist.

Dieser E-Scooter verfügt über alle erforderlichen Sicherheitsmerkmale wie leistungsstarke Bremsen, ordnungsgemäße Beleuchtung und stabile Bauweise. Zudem ist er versichert, sodass Sie bei Unfällen oder Diebstahl abgesichert sind. Sollte ein technisches Problem auftreten, können Sie sich auf den Herstellerservice verlassen, der Reparaturen im Rahmen der Garantie abdeckt.

Fazit

Das Tuning von E-Scootern mag verlockend erscheinen, um höhere Geschwindigkeiten zu erreichen oder das Fahrgefühl zu verbessern. Allerdings sind solche Eingriffe in Deutschland illegal und können schwerwiegende rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Wer einen E-Scooter im öffentlichen Straßenverkehr nutzt, sollte sich daher an die gesetzlichen Vorgaben halten und auf technisches Tuning verzichten. Erlaubte optische Anpassungen können hingegen eine individuelle Note verleihen, ohne die Betriebserlaubnis zu gefährden.

Durch die strikte Einhaltung der Vorschriften wird nicht nur die eigene Sicherheit gewährleistet, sondern auch die der anderen Verkehrsteilnehmer. Zudem schützt man sich selbst vor hohen Geldstrafen und möglichen strafrechtlichen Konsequenzen. Letztendlich überwiegen die Risiken und Nachteile des Tunings die potenziellen Vorteile bei Weitem. Der Kauf eines E-Scooters mit Allgemeiner Betriebserlaubnis ist die sicherere und rechtskonforme Alternative, die langfristig für mehr Freude und weniger Probleme sorgt.